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Yellowstone Family Recipe 6 yo: Faszinierende Story, aber schwächelnder Geschmack?

Hallo Whiskey-Freunde, der Yellowstone Family Recipe Bourbon kam 2022 auf den Markt – passend zum 150-jährigen Jubiläum des Yellowstone Nationalparks und zur Feier der langen Geschichte der Brennerei. Der Name „Family Recipe“ spielt dabei auf die traditionsreiche Familie Beam an, die eine Schlüsselrolle in der Geschichte des amerikanischen Whiskeys einnimmt.

Was braucht es, um einen Whiskey zu kreieren? Ein Mash Bill, eine Hefe und natürlich eine Brennerei. Schauen wir uns diese drei grundlegenden Elemente des Yellowstone Family Recipe genauer an.

Die Brennerei: Hinter dem Yellowstone Family Recipe steht die Limestone Branch Distillery, deren Master Distiller die Brüder Stephen und Paul Beam sind. Die Beam-Familie ist in Kentucky eine wahre Whiskey-Dynastie: Sechs der sieben größten Brennereien des Bundesstaates wurden im Laufe der Geschichte von einem Beam geführt, und derzeit stammen fast 70 Whiskeymarken aus der Hand eines Beam-Mitglieds.

Yellowstone Family Recipe 6yo 1
Quelle: https://www.whiskybase.com/

Mash Bill: Das Rezept für den Mash Bill des Yellowstone Family Recipe stammt von Guy Beam (1885-1962), einem Vorfahren, der schon vor der Prohibition in Kentucky destillierte und während der Prohibition nach Kanada ging, um für Canadian Club zu arbeiten. Die Brüder Stephen und Paul Beam haben sich intensiv mit diesem Rezept auseinandergesetzt. Am Ende steht eine Zusammensetzung von 75 % Mais, 13 % Roggen und 12 % gemälzter Gerste – dieselbe Formel, die auch für Jim Beam verwendet wird. Wie intensiv die Recherche war, dass am Ende die gleiche Zusammensetzung herauskam, die von Jim Beam seit Jahrhunderten verwendet wird, sei dahingestellt.

Hefe: Besonders spannend ist die Geschichte der verwendeten Hefe. Sie geht auf Minor Case Beam (1896-1947) zurück und war eigentlich längst verloren. Doch in einem Museum – dem Oscar Getz Museum – fand man noch einen alten Hefebehälter. Zwar war der Inhalt nicht mehr brauchbar, aber dank moderner DNA-Analyse konnte Dr. Pat Heist, Hefeexperte und Gründer der Wilderness Trail Distillery, die Hefe rekonstruieren.

Nachdem diese Zutaten zusammengeführt wurden, begann 2015 die Destillation des Yellowstone Family Recipe, das mindestens sechs Jahre reifen muss. Da die Limestone Branch Distillery klein ist und nur rund neun Fässer pro Tag produziert, war die erste Serie auf 36.000 Flaschen limitiert. Seit 2022 erscheint diese Abfüllung einmal jährlich.

Steckbrief

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Farbe und Erscheinung des Yellowstone Family Recipe 6 yo

Der Yellowstone Family Recipe präsentiert sich in einem tiefen, satten Kastanienbraun. Im Glas bilden sich langsame, dicke Tränen, die gemächlich an den Wänden hinabgleiten.

Aroma des Yellowstone Family Recipe 6 yo

Beim Nosing entfaltet der Yellowstone Family Recipe ein vielschichtiges und harmonisches Aroma. Vanille und brauner Zucker bilden die süße Grundlage, die von alten, trockenen Eichen- und Ledernoten getragen wird. Eine feine Note von nassem Gras mischt sich subtil darunter, begleitet von leichtem Tabak und herzhaften Anklängen von Bauernbrot und frischem Brotteig. Die Maissüße zeigt sich in Form von süßem Maismehlteig, dazu kommen fruchtige Akzente von dunklen Trauben und Pflaumen. Gewürze wie Nelke verleihen Tiefe, während eine minimale Präsenz von Holzkohle und gerösteter Eiche das Bouquet abrundet. Die Nase wirkt komplex, fruchtig und angenehm ausgewogen.

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Geschmacksprofil des Yellowstone Family Recipe 6 yo

Im Geschmack zeigt der Yellowstone Family Recipe anfangs intensive Noten von Karamell und angebranntem Karamell, begleitet von gerösteter und frischer Eiche. Hinzu kommen Zitrusnoten von Zitronenschale und die Fruchtigkeit dunkler Beeren sowie trockener Tabak.  Eine kräftige Würze entfaltet sich rasch, dominiert von schwarzem und weißem Pfeffer, der eine scharfe, fast brennende Hitze mit sich bringt. Direkt nach dem ersten Schluck setzt diese kräftige Pfeffrigkeit ein, gepaart mit einer tiefen Rotweinnote. Leider bleibt das Geschmacksprofil deutlich hinter der komplexen Nase zurück – die Hitzigkeit und eine leicht störende, schwer zu fassende saure Note trüben den Gesamteindruck für mich.

Yellowstone Family Recipe 6yo 3

Textur und Körper

Der Yellowstone Family Recipe zeigt sich mit einem mittleren Körper und einer sanft samtigen Textur, die beim Trinken angenehm weich ist. Allerdings bleibt ein leicht trockenes Mundgefühl zurück.

Abgang

Der Abgang des Yellowstone Family Recipe ist mittellang und wird von Noten von Holzkohle und gerösteter Eiche dominiert. Trockener Tabak und Leder fügen eine erdige Komponente hinzu. Obwohl der Abgang recht dunkel wirkt, bleibt er durchweg angenehm und hinterlässt einen harmonischen Eindruck.

Bewertung

Gesamtbewertung: 7/10 – sehr gut

Kernbewertung (Nosing, Tasting, Finish): 7/10 – sehr gut

Story: 8/10 – Die Verbindung zum Yellowstone Park und die Wiederentdeckung eines alten Familienrezepts machen diese Abfüllung interessant.

Aromen (Nosing): 8/10 – Die Nase beeindruckt durch eine wirklich schöne Komplexität und Tiefe. Fruchtige Noten, würzige Anklänge und feine Holznoten harmonieren hervorragend und machen das Nosing zu einem echten Highlight.

Geschmack (Tasting): 6/10 – Leider kann der Geschmack nicht mit der vielversprechenden Nase mithalten. Der Whiskey wirkt am Gaumen recht hitzig, und eine störende, schwer greifbare saure Note trübt den Gesamteindruck.

Abgang (Finish): 7/10 – Der Abgang ist mittellang und bringt eine angenehme Dunkelheit mit sich. Noten von Holzkohle, Tabak und Leder sorgen für ein befriedigendes Finale.

Preis/Leistung: 6/10 – Mit einem Preis von rund 65 € liegt der Yellowstone Family Recipe im mittleren Segment. Zwar ist der Preis für eine limitierte Abfüllung nicht schlecht, doch gibt es in dieser Preisklasse durchaus Bourbons, die ich mehr bevorzugen würde.

Zusammenfassung

Gesamtbewertung:    

Kernbewertung:        

Story:                        

Aromen (Nosing):      

Geschmack (Tasting):

Abgang (Finish):        

Preis/Leistung:           

Fazit

Der Yellowstone Family Recipe 6 yo ist für mich eine Abfüllung mit zwei Gesichtern. Die Recherche zu seiner Geschichte war faszinierend und die Nase hat mich wirklich überzeugt – komplex, tief und angenehm. Doch am Gaumen enttäuscht er leider. Zu hitzig, unausgewogen und mit einer störenden sauren Note, die den Genuss trübt. In seiner Preisklasse muss er sich mit starken Mitbewerbern wie Noah’s Mill oder Baker 7yo Small Batch messen, und in diesem Vergleich kann er meiner Meinung nach nicht mithalten.

Cheers!

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