Cocktail Bitters: Kleine Tropfen mit großer Wirkung

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Cocktail Bitters gehören zu den unscheinbaren, aber wichtigsten Zutaten in der Bar. Ein paar Tropfen genügen, um einem Drink mehr Ausdruck zu geben und seine Aromen harmonischer zu verbinden. Im Grunde sind Bitters stark konzentrierte Kräuter- oder Gewürzauszüge auf Alkoholbasis, die in winzigen Mengen dosiert werden – meist nur wenige Spritzer.

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Ihre Geschichte reicht weit zurück: Ursprünglich wurden Bitters im 19. Jahrhundert als medizinische Tinkturen entwickelt. Schon bald fanden sie ihren Weg in Cocktails, wo sie als aromatische Ergänzung dienten. Mit dem Aufblühen der Barkultur entstanden dann zahlreiche Bitters, die speziell für den Einsatz in Drinks entwickelt wurden. In der goldenen Ära vor der amerikanischen Prohibition waren in Cocktailbüchern bereits über hundert verschiedene Sorten erwähnt.

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Während der Prohibition und in den Jahrzehnten danach verschwanden viele Marken fast vollständig vom Markt. Erst mit der Wiederentdeckung der klassischen Cocktailkultur ab den frühen 2000er-Jahren erlebten Bitters ein beeindruckendes Comeback. Heute gibt es wieder eine große Vielfalt – von traditionellen Aromatic Bitters bis zu modernen Varianten mit Frucht-, Gewürz- oder Schokoladennoten.

Grundsätzlich lassen sich Cocktail Bitters in zwei große Gruppen einteilen: Aromatic Bitters, die ein komplexes Aromaprofil mit vielen Kräuter- und Gewürznoten besitzen, wie etwa Angostura oder Peychaud’s, und Flavour Bitters, die sich auf ein bestimmtes Aroma konzentrieren – etwa Orange, Schokolade oder Pflaume.

Aromatic Bitters

Aromatic Bitters sind die Klassiker unter den Cocktail Bitters. Sie sind zwar selten die Hauptzutat eines Drinks, aber dennoch unverzichtbar für viele Cocktailrezepte – vom Old Fashioned bis zum Manhattan. Ihr Geschmack ist vielschichtig, würzig und leicht bitter, oft geprägt von Kräutern, Wurzeln, Gewürzen und manchmal auch getrockneten Früchten.

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Im Unterschied zu Bitters, die sich auf ein einzelnes Aroma konzentrieren, bringen Aromatic Bitters eine ganze Palette an Geschmacksnoten mit. Schon wenige Tropfen reichen, um einen Cocktail abzurunden und ihm mehr Ausdruck zu verleihen. Viele dieser Bitters haben eine lange Tradition, und manche werden seit Jahrhunderten nahezu unverändert hergestellt.

Nachfolgend stellen wir einige der bekanntesten Vertreter dieser Kategorie vor.

Angostura Bitters

Angostura Bitters sind ohne Zweifel die bekanntesten Cocktail Bitters überhaupt. Sie wurden 1824 vom deutschen Arzt Johann Gottlieb Benjamin Siegert im heutigen Venezuela entwickelt – ursprünglich als Heilmittel gegen Tropen- und Darmkrankheiten. Ihren Namen verdanken sie der Stadt Angostura, dem heutigen Ciudad Bolívar; mit der Rinde des Angosturabaums haben sie dagegen nichts zu tun.

Der Geschmack ist intensiv, bitter und deutlich medizinisch, geprägt von einer Vielzahl an Kräutern und Gewürzen wie Nelke, Zimt und Kardamom, begleitet von einer dezenten Fruchtigkeit im Hintergrund. Das genaue Rezept ist bis heute geheim, bekannt ist nur, dass die Zutaten auf Alkoholbasis mazeriert und anschließend gereift werden.

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In der Barwelt gelten Angostura Bitters als unverzichtbar. Sie finden sich in zahllosen klassischen Cocktails, darunter in Old Fashioned und Manhattan. Selbst einfache Drinks wie ein Whiskey Sour oder Rum Punch gewinnen durch ein paar Tropfen spürbar an Tiefe.

Typisch ist auch die übergroße Papierbanderole, die über den Flaschenhals hinausragt – ein Zufall aus der frühen Produktionszeit, der später zum unverwechselbaren Markenzeichen wurde.

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Riemerschmid Angobitter

Der Riemerschmid Angobitter ist ein deutsches Alternativprodukt zum bekannten Angostura Bitter und wird bis heute nach eigener Rezeptur hergestellt. In den 1980er-Jahren war er in Deutschland – neben dem originalen Angostura Bitter und dem Riemerschmid Orange Bitter – eine der ganz wenigen erhältlichen Sorten überhaupt.

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Geschmacklich orientiert sich der Angobitter deutlich am Vorbild, zeigt aber eine etwas mildere Würze. Er kombiniert bittere, würzige und leicht medizinische Noten mit einem Hauch von Zimt und Nelke. Damit eignet er sich gut als Ersatz für den Angostura Bitter, insbesondere wenn dieser nicht verfügbar ist.

Peychaud’s Bitters

Peychaud’s Bitters gehören zu den ältesten noch produzierten Cocktail Bitters überhaupt. Sie wurden um 1830 in New Orleans vom Apotheker Antoine Amédée Peychaud entwickelt, der sie ursprünglich in seinem Geschäft auf der Royal Street herstellte und in kleinen Gläsern mit Cognac ausschenkte – eine frühe Form des späteren Sazerac Cocktails.

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Im Gegensatz zum kräftig-würzigen Angostura Bitter ist der Peychaud’s deutlich heller und aromatisch verspielter. Er zeigt florale, leicht süßliche Noten mit Anklängen von Anis und Kirsche, begleitet von einer milden Bitterkeit. Dadurch wirkt er feiner und eleganter und verleiht Cocktails eine ganz eigene Note.

Berühmt geworden ist Peychaud’s Bitters vor allem als fester Bestandteil des klassischen Sazerac Cocktails, der als einer der ältesten gemischten Drinks der Welt gilt.

Bogart’s Bitters

Bogart’s Bitters sind eine Neuauflage der historischen Boker’s Bitters, die bereits im ersten Cocktailbuch von Jerry Thomas aus dem Jahr 1862 erwähnt wurden. Der Name „Bogart’s“ geht vermutlich auf einen Schreibfehler in diesem Buch zurück, wurde aber bei der Wiederauflage durch The Bitter Truth bewusst beibehalten.

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Die ursprüngliche Rezeptur der Boker’s Bitters galt lange Zeit als verloren. Erst The Bitter Truth gelang es, anhand einer erhaltenen Originalflasche aus dem späten 19. Jahrhundert den Inhalt zu analysieren und den Bitter weitgehend nachzuvollziehen. Die heute produzierte Version wird von The Bitter Truth in Deutschland hergestellt und in einer historisch anmutenden Flasche angeboten, die an das Design des 19. Jahrhunderts erinnert.

Der Geschmack zeigt eine Mischung aus dunklen Gewürzen, schokoladigem Kaffee und europäischen Kräutern. Bogart’s Bitters eignen sich besonders für klassische Cocktails wie Manhattan oder Martinez und bringen ein Stück Cocktailgeschichte ins Glas.

Creole Bitters

Creole Bitters sind aromatische Bitters mit deutlicher Gewürzprägung und einem Stil, der an New Orleans erinnert. Sensorisch zeigen sie Noten von Muskat, Anis, Fenchel und Kümmel; die Farbe ist leuchtend rot.

In klassischen Rezepten funktionieren Creole Bitters besonders gut mit Rye oder Cognac – etwa in Varianten des Sazerac oder Vieux Carré.

Jerry Thomas’ Own Decanter Bitters

Jerry Thomas’ Own Decanter Bitters sind eine Hommage an den berühmten Bartender Jerry Thomas, der 1862 das erste bekannte Cocktailbuch How to Mix Drinks veröffentlichte. Darin finden sich zahlreiche Rezepte, in denen Bitters eine zentrale Rolle spielen, darunter auch sein eigenes Rezept für die sogenannten Own Decanter Bitters.

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Die moderne Version stammt von The Bitter Truth und basiert auf historischen Beschreibungen sowie vergleichbaren Rezepten aus jener Zeit. Geschmacklich zeigen sich tiefe, warme Gewürznoten, begleitet von Nelke, Zimt, getrockneten Früchten und Kräutern. Der Charakter ist kräftig, leicht süßlich und ausgesprochen aromatisch – ein klassischer Vertreter der Aromatic-Bitters-Familie.

Jerry Thomas’ Own Decanter Bitters passen besonders gut zu dunklen Spirituosen wie Rye, Bourbon oder Rum.

Flavour Bitters

Neben den komplexen Aromatic Bitters gibt es zahlreiche Varianten, die sich auf ein bestimmtes Aroma konzentrieren. Diese sogenannten Flavour Bitters setzen gezielte Akzente im Drink und eignen sich besonders, um einzelne Geschmacksrichtungen zu betonen oder feine Nuancen hervorzuheben.

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Am weitesten verbreitet sind Orange Bitters, die in klassischen Cocktails wie dem Martini oder Old Fashioned eine wichtige Rolle spielen. Daneben finden sich viele weitere Spielarten – etwa Chocolate, Cocoa, Plum, Cherry, Walnut oder Coffee Bitters. Sie eröffnen Barkeepern und ambitionierten Hobby-Mixern eine große kreative Bandbreite, von fruchtig über nussig bis würzig-herb.

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Während Aromatic Bitters meist als Grundgewürz dienen, versteht man diese Varianten eher als gezielte Aromenzutat – sie geben einem Drink eine individuelle Note. Gerade in der modernen Barszene werden Flavour Bitters deshalb gerne eingesetzt, um klassische Rezepte neu zu interpretieren oder eigene Kreationen abzurunden.

Fazit

Cocktail Bitters mögen auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch ihre Wirkung im Drink ist kaum zu überschätzen. Sie bringen Aromen ins Gleichgewicht, fügen Würze und Tiefe hinzu und verleihen klassischen wie modernen Cocktails ihren charakteristischen Feinschliff.

Ob klassische Aromatic Bitters oder moderne Flavour Bitters – sie alle zeigen, wie viel Einfluss schon wenige Tropfen auf das Gesamtbild eines Drinks haben können. Wer regelmäßig Cocktails mixt, sollte daher immer eine kleine Auswahl im Haus haben. Mit zwei bis drei gut gewählten Sorten (ich empfehle mindestens den Angostura und den Orange Bitters)  lässt sich bereits ein großer Teil der bekannten Cocktailrezepte authentisch zubereiten.

Cheers!

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