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Portwein trifft Rye: Der interessante Templeton Midnight Rye

Hallo Whiskey-Freunde, heute beschäftigen wir uns mit einem Rye Whiskey, der einen ungewöhnlichen Ansatz verfolgt: Templeton Midnight Rye. Die Marke Templeton gibt es erst seit 2006, doch ihre Marketing-Geschichte greift viel weiter zurück. Angeblich wurde in den 1920er-Jahren in der kleinen Stadt Templeton, Iowa, ein Roggenwhiskey gebrannt, der sogar Al Capone geschätzt haben soll. Ob an der Legende etwas dran ist, sei dahingestellt – feststeht, dass Templeton sich seinen Platz in der modernen Rye-Szene gesichert hat.
Die Marke aktuell
Allerdings nicht ohne Kontroversen. Alle Rye Whiskeys der Marke stammen nicht etwa aus Iowa, sondern aus der Großbrennerei MGP in Indiana. Die missverständliche Angabe „distilled in Indiana“ auf den Flaschen führte 2015 zu einer Sammelklage und einer Strafzahlung von rund 2,5 Millionen Dollar. Seit 2018 betreibt Templeton zwar eine eigene Brennerei, doch die Rye Whiskeys – einschließlich des Midnight Rye – stammen nach wie vor von MGP. Erst 2024 brachte Templeton mit dem Fortitude Bourbon seinen ersten selbst destillierten Whiskey auf den Markt.
Was ist in der Flasche?
Das Rezept des Midnight Rye ist klassisch für Indiana-Rye: 95 % Roggen, 5 % gemälzte Gerste. Doch anstatt ihn einfach so abzufüllen, bekommt er einen besonderen Twist: Er wird mit dunklem Portwein vermischt. Diese direkte Zugabe von Wein ist bei Whiskey unüblich und erinnert an den kanadischen Cocktail The Caribou. Wie viel Port genau drinsteckt, verrät Templeton nicht – aber die auffällig dunkle Farbe lässt vermuten, dass es nicht wenig ist. Ein spannender Kandidat für die Verkostung.
Steckbrief
- Name: Templeton Midnight Rye
- Brennerei: Templeton Distillery, Templeton, IA
- Typ: American Rye Whiskey Blended with Dark Port Wine
- Alter: NAS
- Füllmenge: 0,7 l
- Alkoholgehalt: 45 % (90 proof)
- Mash bill: 95 % Roggen, 5 % gemälzte Gerste, dunkler Portwein
- Preis: ca. 40 €

Farbe und Erscheinung des Templeton Midnight Rye
Im Glas zeigt sich der Templeton Midnight Rye in einer dunklen, rotbraunen Farbe, die auf den zugegebenen Portwein hinweist. Beim Schwenken bilden sich ölige Tränen, die jedoch nicht allzu langsam am Glasrand hinablaufen.
Aroma des Templeton Midnight Rye
Das Aroma entfaltet eine intensive Welle von Fruchtaromen. Rote Grütze, reife Beeren, Feige – der Einfluss des Portweins ist nicht zu übersehen. Dazu gesellt sich der Duft von Streuselkuchen mit Vanillepudding, überzogen mit Himbeer- und Preiselbeertopping. Erst nach dieser fruchtigen Eröffnung treten dezente Noten von leicht gerösteter Eiche und braunem Zuckersirup hervor. Im Hintergrund zeigt sich mit etwas getreidigem Roggen und einem Hauch Minze eine Spur der eigentlichen Whiskey-Basis. Insgesamt ein sehr fruchtiges und ungewöhnliches Aroma für einen Rye Whiskey – der Portwein dominiert deutlich und sorgt für eine angenehme, harmonische Duftkomposition, die mit klassischem Rye allerdings nur noch wenig gemein hat.
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Geschmacksprofil des Templeton Midnight Rye
Der erste Schluck bestätigt den Eindruck aus der Nase: süße, fruchtige Noten dominieren den Antritt. Milchschokolade mit Himbeerfüllung, ein Lolly mit Waldbeeraroma und Vanillepudding mit roter Grütze bestimmen das erste Geschmacksbild. Der Portwein ist dabei klar im Vordergrund und gibt dem Whiskey eine ungewohnt süße Tiefe.
Erst nach und nach treten dezente würzige Noten hervor. Leicht geröstete Eiche, etwas Roggenwürze und eine Spur Fasskohle setzen sich zur Mitte hin durch, während die Süße langsam abnimmt. Der Whiskey entwickelt sich damit von einem fruchtig-süßen Auftakt hin zu einem mild-würzigen Ende – ein unkonventioneller, aber interessanter Verlauf.

Textur und Körper
Der Templeton Midnight Rye zeigt einen mittleren Körper mit einer samtigen, weichen Textur.
Abgang
Der Abgang ist mittellang und beginnt mit braunem Zucker, Vanillepudding und roter Grütze, begleitet von getrockneten Beeren. Nach und nach tritt geröstete Eiche hervor, bevor sich schließlich das kräftige Roggengewürz durchsetzt. Während der Roggenwhiskey am Ende klar dominiert, wirkt der Übergang nicht ganz harmonisch – als würde er sich erst spät in die Verkostung einfügen.
Bewertung
Gesamtbewertung: 7,2/10 – sehr gut
Kernbewertung (Nosing, Tasting, Finish): 6,7/10 – gut
Story: 8/10 – Obwohl ich Templeton Rye bei ihren Standard-Abfüllungen bisher kritisch gesehen habe – vor allem wegen der anfänglich irreführenden Angaben zur Herkunft –, muss ich hier den ungewöhnlichen Ansatz loben. Die direkte Zugabe von Portwein ist eine Seltenheit im Whiskey-Bereich und verleiht dieser Abfüllung eine klare Eigenständigkeit.
Aromen (Nosing): 7/10 – Angenehm fruchtig und leicht zugänglich, doch der Portwein dominiert vollständig. Wer klassische Rye-Noten sucht, wird hier nicht fündig. Trotzdem ergibt sich ein stimmiges, wenn auch sehr untypisches Aromabild.
Geschmack (Tasting): 7/10 – Die Entwicklung der Aromen ist spannend. Zu Beginn steht der Portwein im Mittelpunkt, mit süßen und fruchtigen Noten, bevor der Rye zum Ende hin deutlicher hervortritt. Dieser Wechsel macht das Tasting interessant, bleibt aber untypisch für einen klassischen Rye.
Abgang (Finish): 6/10 – Der Abgang ist mittellang, wirkt aber weniger harmonisch als der Rest der Verkostung. Während der Rye sich hier deutlicher zeigt, fügt er sich nicht ganz passend in das Gesamtbild ein.
Preis/Leistung: 8/10 – Für eine so exotische Abfüllung ist ein Preis von 40 € absolut in Ordnung. Man bekommt etwas Ungewöhnliches, das sich von klassischen Rye Whiskeys klar unterscheidet.
Zusammenfassung
Gesamtbewertung:
Kernbewertung:
Story:
Aromen (Nosing):
Geschmack (Tasting):
Abgang (Finish):
Preis/Leistung:
Fazit
Es ist nicht ganz einfach, diese Abfüllung als Rye Whiskey zu bewerten, denn der Einfluss des beigemischten Portweins ist enorm. Tatsächlich erinnert der Templeton Midnight Rye eher an einen kräftigen Cocktail als an einen klassischen Rye. Mein Vergleich mit dem kanadischen The Caribou Cocktail hat sich in der Verkostung bestätigt – mit dem Unterschied, dass diese Abfüllung mit 45 % deutlich kräftiger daherkommt, als es für einen Cocktail üblich wäre.
Wer Lust auf einen sehr fruchtigen, zugänglichen und leichten Blend hat und Portwein mag, kann hier durchaus fündig werden – Enttäuschung ist in diesem Fall unwahrscheinlich. Wer allerdings ein typisches Rye-Erlebnis sucht, unabhängig von der Stilrichtung, wird hier bitter enttäuscht.
Cheers!

Barnabas
Barnabas widmet sich seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft dem Thema Whiskey – mit besonderem Fokus auf amerikanische Whiskeys. Stets auf der Suche nach spannenden Neuheiten, entdeckt er regelmäßig auch Abfüllungen, die ausschließlich in den USA erhältlich sind. Neue Cocktail-Kreationen auf Whiskey-Basis probiert er dabei gern in geselliger Runde mit Freunden aus.
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