Billig muss nicht schlecht sein? 6 Discounter-Bourbons und Alternativen

Hallo Whiskey-Freunde! Billig muss nicht schlecht sein? Genau diese Frage habe ich mir gestellt, als ich begonnen habe, mich durch das untere Regal der Bourbon-Abteilung deutscher Supermärkte und Discounter zu probieren. Sheffer Fort, Clarke’s 1866, Western Gold und Co. – alles Namen, die selten in den Tasting-Notizen erfahrener Bourbon-Fans auftauchen, dafür aber regelmäßig für unter 10 € in den Einkaufswagen wandern. Doch was bekommt man dafür wirklich ins Glas?

Ein kurzer Blick auf die Kalkulation hilft, die Erwartungen realistisch einzuordnen: Bei einem Verkaufspreis von 9,49 € entfallen rund 6,73 € allein auf Alkoholsteuer und Mehrwertsteuer. Für den eigentlichen Bourbon – inklusive Flasche, Etikett, Transport, Logistik und natürlich Gewinnmarge – bleiben also gerade einmal 2,76 €. Selbst bei einem höheren Preis von 12,49 € bleiben nach Steuern nur 5,76 € übrig.

6 Discounter-Bourbons und Alternativen

In den letzten Monaten habe ich sechs dieser Discounter-Bourbons verkostet und in eigenen Beiträgen ausführlich beschrieben. In diesem Artikel ziehe ich mein persönliches Fazit, stelle ein Ranking auf – und zeige, welche Alternativen aus dem Einstiegsbereich sich aus meiner Sicht wirklich lohnen.

Wie immer gilt: Meine Bewertungen spiegeln ausschließlich meine persönlichen Eindrücke wider.

Die getesteten Discounter-Bourbons im Überblick

Clarke’s 1866 Bourbon

Aldi Whiskey Clarke's 1866 Bourbon (2)

Clarke’s 1866 ist die Bourbon-Hausmarke von Aldi und wird für 9,49 € angeboten. Der Whiskey zeigt in Nase und Mund klassische, aber sehr einfache Bourbonnoten mit Vanille, etwas Süße und leichter Holzwürze. Am Gaumen bleibt er schwach und wenig ausdrucksstark, mit nur kurz aufflackernden Eindrücken. Der Abgang ist eher kurz, ohne besondere Entwicklung. Insgesamt bleibt der Eindruck zu blass und nichtssagend, um wirkliches Interesse zu wecken.

Western Gold 3 Bourbon

Lidl Whiskey Western Gold 3 Bourbon (1)

Western Gold 3 ist die günstige Bourbon-Eigenmarke von Lidl und kostet 9,49 €. Obwohl auf dem Etikett groß das Wort „Straight“ prangt, handelt es sich nicht um einen echten Straight Bourbon – der Whiskey ist mit Farbstoff (Zuckerkulör) versetzt, was ich in dieser Kombination für irreführend halte. In der Nase zeigt er nur blasse Eindrücke, mit etwas Vanille, Karamell und einem Hauch grünem Apfel, gelegentlich durchzogen von stechendem Alkohol. Am Gaumen bleibt der Whiskey flach, süßlich und jugendlich, mit leichter Zitrusnote, etwas Holz und grüner Frucht. Der Abgang ist kurz und unspektakulär. Insgesamt macht der Western Gold 3 einen unausgereiften Eindruck und bleibt weit hinter dem zurück, was ein Bourbon – selbst in dieser Preisklasse – bieten kann.

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Western Gold 5 Bourbon

Lidl-Whiskey Western Gold 5 (1)

Der Western Gold 5 ist die ältere und hochwertigere Variante des Lidl-Bourbons und kostet 12,49 €. Die Farbe ist für einen Whiskey mit 40 % Alkohol und fünf Jahren Reifezeit auffallend dunkel, eine Farbstoffzugabe ist jedoch nicht angegeben. Die Angaben auf dem Etikett wirken insgesamt etwas wirr: An der Seite der Flasche steht „Straight“, auf dem Rücketikett lediglich „Bourbon Whiskey“. In der Nase zeigt sich der Whiskey deutlich harmonischer als der 3-jährige, mit Noten von Vanille, Eiche, braunem Zucker und einem Hauch Frucht. Am Gaumen wirkt er weich, rund und angenehm süffig, mit gut eingebundener Süße und dezenter Würze. Der Abgang ist mittellang und mild mit leicht holziger Note. Insgesamt macht der Western Gold 5 einen soliden und vergleichsweise stimmigen Eindruck.

Sheffer Fort Bourbon

Netto-Whiskey Sheffer Fort Bourbon (2)

Der Sheffer Fort Bourbon stammt aus dem Sortiment von Netto Marken-Discount und wird für 9,49 € angeboten. Laut Etikett handelt es sich um einen Kentucky Straight Bourbon mit 40 % Alkohol. In der Nase zeigt er Vanille, eine milde Holznote und leichte Frucht. Am Gaumen wirkt er weich, mit Vanille, Karamell und etwas Holz. Der Abgang ist mittellang, ohne auffällige Schärfe oder störende Eindrücke. Insgesamt macht der Whiskey einen runden und angenehm unauffälligen Eindruck.

Ranchwood Bourbon

Penny-Whiskey Ranchwood Bourbon (1)

Der Ranchwood Bourbon stammt aus dem Sortiment von Norma und wird für 9,49 € verkauft. Auf dem Etikett ist er als Kentucky Straight Bourbon mit 40 % Alkohol ausgewiesen. In der Nase zeigt er sich alkoholisch, mit nur schwachen Anklängen von Vanille und Eiche. Am Gaumen wirkt er unausgewogen, wenig aromatisch und zeigt eine deutliche alkoholische Schärfe. Der Abgang ist kurz und sprittig. Insgesamt bleibt der Ranchwood Bourbon deutlich hinter den Erwartungen zurück – selbst in dieser niedrigen Preisklasse.

George Washington Bourbon

Edeka Whiskey George Washington Bourbon (6)

Der George Washington Bourbon wird exklusiv bei Edeka verkauft und kostet 9,49 €. Auf dem Etikett ist er als Kentucky Straight Bourbon mit 40 % Alkohol deklariert. In der Nase zeigen sich süßliche Eindrücke mit Vanille, Karamell und etwas Eiche. Am Gaumen wirkt er recht leicht, mit Karamell, Vanille und einer leichten Würze. Der Abgang ist kurz und einfach. Insgesamt bleibt der Whiskey eher neutral und wenig charakterstark.

Mein persönliches Ranking

-Platz 1. Sheffer Fort Bourbon – der eindeutige Sieger unter den Discounter-Bourbons. Für 9,49 € ist er ein brauchbarer easy sipper, zwar recht einfach, aber angenehm.

-Platz 2. Western Gold 5 Bourbon – als sehr einfacher easy sipper auch brauchbar.

-Platz 3. Clarke’s 1866 Bourbon – ohne große Fehler, aber auch ohne Stärken.

-Platz 4. George Washington Bourbon – macht zwar keine groben Fehler, aber es gibt eigentlich keinen Grund, den zu trinken.

-Platz 5. Western Gold 3 Bourbon – es gibt deutlich bessere Alternativen.

-Platz 6. Ranchwood Bourbon – der einzige Bourbon unter den Discountern mit gravierenden Fehlern, die Sprittigkeit macht ihn nicht wirklich genießbar.

Bessere Alternativen für Einsteiger

Auch wenn einzelne Discounter-Bourbons durchaus trinkbar sind, lohnt es sich, ein paar Euro mehr zu investieren. Für unter 20 € bekommt man bereits deutlich bessere Whiskeys mit mehr Ausdrucksstärke, Charakter und Herkunftstransparenz. Hier ein paar Alternativen, die ich selbst verkostet habe und empfehlen kann.

Heaven Hill Old Style Bourbon

Heaven Hill Old Style Bourbon 1

Der Heaven Hill Old Style Bourbon ist in Deutschland als 1-Liter-Flasche für rund 17 € erhältlich, was etwa 11,90 € auf 0,7 Liter umgerechnet entspricht. Er bietet typische Bourbon-Noten mit Vanille, Karamell und einem leicht süßlich-getreidigen Einschlag. Insgesamt wirkt er zwar flach und eher schwach auf der Brust, bleibt dabei aber sauber und ohne störende Eindrücke. Im Vergleich zu den meisten Discounter-Bourbons ist er klar überlegen und mindestens auf Augenhöhe mit dem Sheffer Fort und dem Western Gold 5.

Wild Turkey 81

Wild Turkey 81 1

Wild Turkey 81 ist in Deutschland für etwa 15 € erhältlich und bietet ein ausgesprochen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. In der Nase zeigt er reife Orange, Vanille, Karamell, etwas Zimt sowie florale und grasige Noten, begleitet von einem Hauch Roggenwürze. Am Gaumen kombiniert er Frucht, Süße und Würze mit frischer Eiche und einem leicht herben Einschlag. Der Abgang ist mittellang, angenehm und ausgewogen. Insgesamt eine rundum gelungene Wahl für Einsteiger – und geschmacklich deutlich überlegen gegenüber allen getesteten Discounter-Bourbons.

Evan Williams Black Label

Evan Williams Black Label 1

Der Evan Williams Black Label stammt von der Heaven Hill Distillery in Bardstown, Kentucky, und ist in Deutschland als 1-Liter-Flasche für etwa 20 € erhältlich. Mit 43 % Alkohol ist er kräftiger als viele Bourbons im Einstiegsbereich. In der Nase zeigt er deutliche Noten von Vanille und Karamell, begleitet von reifer Orange und frischer Eiche. Am Gaumen bestätigen sich diese Eindrücke, ergänzt durch eine milde Würze. Der Abgang ist mittellang, mit gerösteter Eiche und Vanille. Insgesamt ist er deutlich hochwertiger als alle getesteten Discounter-Bourbons und eine sehr gute Wahl im unteren Preissegment.

Four Roses Yellow Label

Four Roses Yellow Label

Der Four Roses Yellow Label ist ein Kentucky Straight Bourbon mit 40 % Alkohol und wird in Deutschland für etwa 15 € angeboten. Er kombiniert süße, fruchtige und würzige Noten: In der Nase zeigen sich Vanille, Rosinen, Karamell und warme Gewürze. Am Gaumen folgen Honig, Zimtzucker, Schokoladenkaramell und ein Hauch Birne. Der Abgang ist weich, mit etwas Würze, Holz und einem Hauch Gras. Insgesamt ein sehr ausgewogener Bourbon mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis – und den Discounter-Bourbons klar überlegen.

Buffalo Trace 90 Proof

Die besten 6 unter 20 € Buffalo Trace

Der Buffalo Trace 90 Proof ist ein Kentucky Straight Bourbon mit 45 % Alkoholgehalt und wird in Deutschland für etwa 25 € pro Liter angeboten – das entspricht rund 17,50 € für 0,7 Liter. In der Nase dominieren Noten von Vanille und Karamell, begleitet von frischen Apfelaromen sowie floralen und grasigen Nuancen. Am Gaumen entfaltet sich eine angenehme Süße mit Vanille, Karamell und Honig, ergänzt durch fruchtige Noten von Apfel und Birne. Der Abgang ist mittellang, geprägt von süßen und fruchtigen Eindrücken. Insgesamt ist der Buffalo Trace ein wirklich schöner, kräftiger Bourbon, der in einer deutlich höheren Klasse spielt als die Discounter-Bourbons.

Fazit

Einige Discounter-Bourbons überraschen positiv, andere bestätigen eher die geringen Erwartungen. Wirklich schlecht ist nur einer aus dem Testfeld – der Ranchwood Bourbon –, der Rest bleibt überwiegend unauffällig. Für gelegentliches Mixen oder einen unkomplizierten Drink am Abend können Sheffer Fort oder Western Gold 5 durchaus eine Option sein, auch wenn sie geschmacklich keine Tiefe oder Raffinesse bieten.

Wer Bourbon ernsthafter entdecken möchte, ist mit einem kleinen Aufpreis aber deutlich besser beraten. Schon für rund 12 bis 18 € bekommt man Whiskeys wie Evan Williams Black Label, Four Roses Yellow Label, Wild Turkey 81 oder Buffalo Trace, die qualitativ klar über den Discounter-Abfüllungen stehen – sei es bei der Aromenvielfalt, dem Abgang oder schlicht dem Gesamtbild im Glas.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Andy_Bergmann

    Uff, dein Steuer-Rechenbeispiel hat mir echt die Augen geöffnet – wenn von 9,49 € schon über 6 € in Steuern verschwinden, bleibt ja quasi nix fürs eigentliche Zeug übrig. Dass ausgerechnet der Sheffer Fort bei so wenig Budget als Sieger rausgeht, überrascht mich trotzdem positiv. Für’n entspannten Feierabend-Schluck find ich den ganz ok, aber wenn ich eh schon 10 € locker mach, pack ich auch noch die paar Euro drauf und hol mir einen Jack Daniels, da kommt einfach mehr rüber.

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